Lehrveranstaltungen

 

Die einzelnen Lehrveranstaltungen sind den Modulen Atem-Selbsterfahrung und Didaktik sowie Bezugswissen zugeordnet. Manche finden in jedem Halbjahr, manche in drei, zwei oder nur einem statt – siehe die jeweiligen Angaben bei den Lehrveranstaltungen.

 

Modul: Atem-Selbsterfahrung und Didaktik

Atem und Bewegung | 1. und 2. Halbjahr

Auf der Grundlage von Sammlung bzw. Hingabe und Achtsamkeit werden vielfältige Übungen mit Berührungen und vor allem fließenden und dehnenden Bewegungen durchgeführt, die dem Atem unterschiedliche Impulse geben. Die Wirkungen der Übungen und Reaktionen des Atems werden am eigenen Leib und auf allen Erfahrungsebenen bewusst erlebt und im Austausch in der Gruppe reflektiert. Ein differenziertes Empfindungsbewusstsein wird entwickelt für Sich-Tragen-Lassen und Erdung (Kontakt zum Boden und zur Sitzfläche), die Beweglichkeit der Gelenke und Durchlässigkeit, die Spannung der Muskulatur und Regulation in Richtung Wohlspannung, den Rücken, die Aufrichtung und Haltung, die Atembewegung, das Fördern von Einatem und Atemraum durch Dehnen, die fünf Atemräume, die drei Ausatemrichtungen und den zugelassenen versus den geführten Atem u. v. m. Darauf aufbauend werden Übungen bzw. Unterrichtsstunden zur Ressourcen- und Resilienzstärkung, für die Arbeit mit Druckpunkten (spez. Fingerkuppen), für Menschen mit Atemstörungen inkl. Organarbeit mit Lungen und Herz, sowie für Menschen mit spezifischen Persönlichkeitsstilen präsentiert und erlebt. In der Reflexion der Unterrichtsstunden wird die Zuordnung der einzelnen Übungen zu den sieben Bewegungsformen der Atempädagogik bzw. Atemtherapie geübt.
 

Atem – Bewegung – Stimme | 1. und 2. Halbjahr

Mit Hilfe von Atem, Bewegung und Stimme werden körperliche Grundlagen für die Stimmarbeit wie Haltung, Eutonus und Durchlässigkeit geschaffen. Durch das Tönen und Sprechen von zunächst einzelnen Vokalen, Umlauten und Konsonanten und später spezifischen Kombinationen werden deren ganzheitlichen Wirkungen erfahren. Dabei wird geübt und erforscht, wie bewusster Einsatz von Tonus – Widerstandskraft von Füßen und Beinen sowie vom Becken – und Bewegung das Tönen und Sprechen unterstützt. Zugleich werden der natürliche, reflektorische Atem, „ganzheitliches Stützen” und Tonspannung, Tonlänge, Tonkraft erarbeitet.
Anschließend werden durch das „schweigende Singen“ von Vokalen und Umlauten sowohl im Einatem als auch im Ausatem das Empfindungsbewusstsein für die (Vokal-)Atemräume und Erfahrung des zugelassenen Atems weiterentwickelt und verfeinert. Durch das „schweigende Singen“ von spezifischen Kombinationen von Vokalen und Umlauten werden zusätzlich Tonus und Tonspannung erlebbar. Das „schweigende Singen“ und Tönen in verschiedenen Tonhöhen ist ein weiteres Mittel die Atemräume auszubauen und mit Tonspannung zu forschen. Am Schluss stehen Ton, Stimme und Sprache als lebendiger Selbstausdruck.
 

Selbsterfahrung Gruppenunterricht | 3. und 4. Halbjahr

Es werden vertiefende und spezifische Übungen und Unterrichtsstunden mit Atem, Bewegung und Stimme präsentiert und deren Wirkungen am eigenen Leib erlebt für die Arbeit mit Organen (Herz, einzelnen Bauchorganen, Augen und Ohren), zur Stärkung von (physischen) Grenzen und zur Regulation des Autonomen Nervensystems, für Menschen mit Trauma und Posttraumatischen Belastungsstörungen, zur Bildung von Ausatemspannung, Atemzentren, Atemkraft und Atemsubstanz, für die Arbeit am individuellen Atemrhythmus und dem Erleben der spezifischen Qualitäten von Einatem, Ausatem und Atemruhe sowie mit dem äußeren und inneren Atem, für das Erleben der Bewegung aus dem Atem, zur Vertiefung des Tönens mit/ohne „schweigendem Singen“ sowie mit Tonus und Bewegung, zur Steigerung von Klang und Fülle der Stimme und für das Erleben von Bewegung und Stimme aus dem Atem.
 

Didaktik Gruppenunterrichten | 1. bis 4. Halbjahr

Norbert Faller, Lehrgangsleiter fh gesundheit akad. Ausbildung
Zunächst werden grundlegende didaktische und methodische Themen des Gruppenunterrichts, einzelne Übungen (Sinn, Ablauf, Wirkungen, Schwierigkeitsgrad usw.) und Themen, Übungsauswahl und Aufbau von gehaltenen Unterrichtstunden in Atem und Bewegung sowie Atem – Bewegung – Stimme detailliert besprochen. Im nächsten Schritt wird die bzw. der Lernende zur bzw. zum Lehrenden durch die Umsetzung und Integration des erworbenen Erfahrungs- und Theoriewissens in die eigene Unterrichtstätigkeit. Es wird durch eigenes Unterrichten in Lehrproben mit unterstützender Begleitung und fachlicher Rückmeldung der Dozent*innen gelernt, Übungen anzuleiten, vorzuzeigen und zu korrigieren, einzelne Unterrichtsstunden zunächst auf Grundstufen- und später auch Fortgeschrittenen-Niveau sowie zum Schluss ganze Kurse thematisch und strukturell aufzubauen und zu unterrichten, flexibel und spontan auf die Bedürfnisse und Schwierigkeiten einer Gruppe zu reagieren, dabei die verschiedenen Formen der verbalen Begleitung anzuwenden und vieles mehr, was die Leitung eines Gruppenunterrichts erfordert. Die Ausbildungsteilnehmer*innen reflektieren ihre Lehrproben im Rahmen eines Feedback-Gesprächs und bestimmen in Absprache mit den Dozent*innen ihre nächsten Lernschritte.
 

Didaktik Einzelbehandeln | 1. bis 4. Halbjahr

Einzelbehandlungen beinhalten die Arbeit mit den Händen am Körper und am Atem (speziell am Muskeltonus, der Körperhaltung, der Durchlässigkeit für die Atembewegung, dem Atemrhythmus und der Atemqualität) mittels Dehnungen, Schüttelungen, Vibrationen, Bewegen einzelner Gelenke oder Körperbereiche, Arbeit mit Druck und „Ansprache“ durch die Hände. Es wird von den Dozent*innen in der Großgruppe demonstriert und anschließend jeweils an einer bzw. einem anderen Ausbildungsteilnehmer*in unter Supervision geübt.
Zunächst wird die Ausführung einzelner Griffe an verschiedenen Bereichen des Körpers und das Wahrnehmen derer Wirkungen gelernt. Dann wird mehr und mehr die individuelle Ausführung bezogen auf den jeweiligen Menschen berücksichtigt. Im nächsten Schritt wird das Erheben eines atempädagogischen Befundes – das Sehen-, Spüren- und Wahrnehmen-Lernen des vorliegenden Atem- und Körperbildes, der Reaktionen des Autonomen Nervensystems und der Persönlichkeit – geübt und in die Anwendung der Griffe einbezogen. Dann werden exemplarische Griffefolgen für eine ganze Einzelbehandlung demonstriert und unter Einbezug des bisher Gelernten geübt. Zum Schluss führen die Ausbildungsteilnehmer*innen selbstständig und in Abstimmung, Reflexion und Evaluation mit anderen Ausbildungsteilnehmer*innen und den Dozent*innen Einzelbehandlungen durch. Sie wählen selbstständig auf Grundlage des atempädagogischen/-therapeutischen Befundes und kontinuierlich dem Prozess folgend passende Griffe bzw. Arbeitsweisen aus, wenden sie an und nutzen dabei adäquat verbale Begleitung und verbale Integration.
 

Üben Gruppenunterrichten und Einzelbehandeln in regionalen Gruppen | 1. bis 4. Halbjahr

In selbstgewählten und regional stattfindenden Kleingruppen werden Ausbildungsinhalte gemeinsam aufgearbeitet, Gruppenunterrichten und Einzelbehandeln geübt und Intervision im Gruppenunterrichten und Einzelbehandeln durchgeführt.
 

Selbsterfahrung Einzelbehandlung | 1. bis 4. Halbjahr

Diese Einzelbehandlungen, die auch regional stattfinden, dienen der Selbsterfahrung dieser Arbeitsweise. Mit Interventionen wie Dehnungen, Schüttelungen, Vibrationen, Bewegen einzelner Gelenke oder Körperbereiche, Arbeit mit Druck und „Ansprache“ durch die Hände wird ein vertieftes Empfindungsvermögen für den eigenen individuellen Atem geweckt. Atembewegung, Atemraum, Atemkraft, Atemrhythmus und der Atem in seiner Veränderlichkeit sowie seiner Wirkung auf die Gesamtperson werden erfahrbar.
 

Hospitieren Gruppenunterricht | 3. Halbjahr

Die Ausbildungsteilnehmer*innen nehmen an einem selbstgewählten Wochenend-Grundkurs teil, der von einer ausgebildeten Atempädagogin/Atemtherapeutin bzw. einem ausgebildeten Atempädagogen/Atemtherapeuten, die bzw. der auf der Basis des zugelassenen Atems arbeitet, geleitet wird. Sie können durch beobachtende Teilnahme die praktische Umsetzung didaktischer und methodischer Themen des atempädagogischen/-therapeutischen Unterrichts und eines fortlaufenden Kurses auf Grundstufen-Niveau mit Teilnehmer*innen ohne Vorerfahrung erleben und ihr Wissen in Bezug auf den Umgang mit gruppendynamischen Prozessen im Rahmen von atempädagogischem/-therapeutischem Unterricht erweitern. Dieses Hospitieren soll insbesondere auf die Durchführung des ersten selbstständig gehaltenen Gruppenunterrichts im Praktikum vorbereiten – siehe nachstehende Lehrveranstaltung.
 

Anwenden Gruppenunterrichten und Einzelbehandeln | 4. Halbjahr

Zu Beginn des 4. Halbjahres führen die Ausbildungsteilnehmer*innen innerhalb eines selbstorganisierten Praktikums fünf Stunden fortlaufenden Gruppenunterricht auf Grundstufen-Niveau mit Menschen ohne Vorerfahrung in Atempädagogik bzw. Atemtherapie auf Basis des zugelassenen Atems durch.
Gegen Ende des 4. Halbjahres führen sie innerhalb eines zweiten selbstorganisierten Praktikums fünf Stunden fortlaufende Einzelbehandlungen mit Menschen ohne Vorerfahrung in dieser Arbeitsweise durch.
Beide Praktika werden kontinuierlich von ihnen in vorgegebenen Protokollen dokumentiert und reflektiert sowie von den Dozent*innen supervidiert und evaluiert.
 

Supervision Gruppenunterrichten und Einzelbehandeln | 4. Halbjahr

Gruppenunterrichts-Stunden und Einzelbehandlungen, die im Lehrgang und in den Praktika unterrichtet bzw. gegeben wurden, werden gemeinsam besprochen und von den Dozent*innen supervidiert
 
 

Modul: Bezugswissen

Anatomie, Erfahrbare Anatomie und Pathologie | 1. bis 3. Halbjahr

Es wird aus einer ganzheitlichen Sicht auf den Organismus anatomisches Wissen vermittelt, das praktisch verwertbar sein und Sicherheit im atempädagogischen/-therapeutischen Alltag geben soll. Außerdem soll es die Grenzen des eigenen Handelns in der atempädagogischen/-therapeutischen Arbeit und Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit anderen therapeutischen und medizinischen Berufen aufzeigen.
Die Anatomie, Physiologie und Pathologie des Bewegungs-, Atmungs- und Stimmapparates, deren gegenseitige Beeinflussung und Zusammenhänge des Atems mit verschiedenen Körpersystemen werden unterrichtet. Der Unterrichtsstoff aus der Anatomie wird zusätzlich vertiefend in einer bewegten Form an sich selbst erfahren. Das Anatomiebuch und die Wiederholungsfragen dienen zum Vor- und Nachbereiten des Unterrichts.
 

Psychologie und Erfahrbare Psychologie | 1. bis 3. Halbjahr

Es wird für die atempädagogische/-therapeutische Arbeit relevantes psychologisches Wissen vermittelt zu den Themen: die Prinzipien der Atempädagogik bzw. Atemtherapie; Kontakt; verbale Begleitung in der Atempädagogik bzw. Atemtherapie; Erfahrung; Sensibilität/Empfindung/Wahrnehmung; Verbindung von Körper, Seele und Geist; verschiedene Erfahrungsebenen und Kopplungsdynamiken; Ressourcen und Resilienz; Spuren lesen (Atembild, Körperbild und Autonomes Nervensystem); Persönlichkeitsentwicklung und -stile anhand körpertherapeutischer Charaktertheorie und -diagnostik (im Besonderen die Körperstruktur, das Atem- und Bewegungsverhalten), Übertragung und Gegenübertragung, Grenzen; Trauma und Posttraumatische Belastungsstörung; Ethik und Berufsordnung. Die unterrichteten Themen aus Psychologie werden zusätzlich vertiefend in Form von Übungen an sich selbst erfahren, mit anderen Ausbildungsteilnehmer*innen erprobt und im Gespräch reflektiert. Die Psychologieskripten dienen zum Vor- und Nachbereiten des Unterrichts.
 

Gruppendynamik | 1. bis 3. Halbjahr

Sie beinhaltet ein „Check in” zu Beginn und eine „Integrationsrunde” am Ende jeden Ausbildungsblockes. Sie sollen helfen, in der Gruppe anzukommen und Gelerntes sowie Erlebtes an einem Ausbildungsblock zu integrieren. Eigene Erfahrungen sollen im gruppendynamischen Prozess reflektiert werden. Aufgeschlossenheit, Kommunikationsbereitschaft und Toleranz sowie Feedback geben und annehmen sollen gefördert und ein gemeinsames Kommunikationsniveau entwickelt werden.