Weiterbildung GABE® bei Entwicklungstrauma
(Warteliste)
Intro
Dieser Einführungstag beinhaltet hauptsächlich Theorie und Information, auf die später die mehrteilige Weiterbildung mit vor allem praktischer Anwendung sowie dazugehöriger Didaktik und Methodik aufbaut. Es werden grundlegende Kenntnisse über Persönlichkeitsentwicklung und mögliche Entwicklungstraumen vermittelt und wie mit der Methode GABE – Ganzheitliches Atemerleben zum Bewältigen von Entwicklungs- und Schocktrauma® an Entwicklungstraumen gearbeitet und Persönlichkeitsentwicklung gefördert wird. Somit bietet dieses Intro allen, die in ihrer pädagogischen oder therapeutischen Arbeit mit Menschen sowohl Bewegung als auch Berührung anwenden, vielfältige Informationen und Inspirationen.
Das Intro ist zudem Voraussetzung für die Teilnahme an der ab 28. März 2025 zum ersten Mal stattfindenden, mehrteiligen Weiterbildung zum Thema und soll der Entscheidungsfindung dafür dienen. Sie erhalten ein Skript mit den Inhalten dieses Intros. Den Termin und die detaillierten Inhalte des nächsten Intros finden Sie unter Fortbildungen.
Struktur
Zeitlicher Rahmen
Lernmethoden
- Vorträge, Powerpoint- und Videopräsentationen
- Wahrnehmungs-, Achtsamkeits- und Bewegungsübungen sowie nonverbales und verbales Erforschen eigener Erfahrungen
- Praktische Demonstrationen im Gruppensetting und im Einzelsetting auf dem Hocker und der Liege
- Strukturierte Übungseinheiten in Kleingruppen oder zu zweit
- Selbststudium anhand von Skripten, Video- und Audioaufnahmen von Theorie- und/oder Praxiseinheiten, YouTube-Videos, empfohlener Literatur und Intervision mit Übungssitzungen
Skripten sowie Video- und Audioaufnahmen
Weiterbildungsbestätigung
Inhalte
Entwicklungstrauma entsteht durch die Nichterfüllung von fundamentalen Grundbedürfnissen des Kindes durch primäre Bezugspersonen (bzw. die Umwelt) in den ersten Lebensjahren. Daraus resultieren (Über-)Lebensstrategien, die mit eingeschränkter Kontaktfähigkeit und Lebendigkeit sowie mangelnder emotionaler und autonomer Selbstregulationsfähigkeit einhergehen. Diese Traumafolgen können durch Ganzheitliches Atemerleben® sehr wirkungsvoll verändert und bewältigt werden. Ganzheitliches Atemerleben® führt zugleich zu einer erfüllenden Verbindung zu sich und zur Umwelt sowie zum ganzheitlichen Empfinden von Lebendigkeit, ermöglicht vielfältige neue Erfahrungen und erweitert Handlungsspielräume, fördert Selbstregulation und letztendlich Persönlichkeitsentwicklung.
Im Ganzheitlichen Atemerleben® und anderen Atemlehren auf Basis des zugelassenen Atems wird der Atem als ganzheitlicher Ausdruck der Persönlichkeit gesehen – so wie ein Mensch atmet, so leibt und lebt er auch. Der Weg hin zum individuellen Atem ist immer auch der Weg zum eigenen Wesen – ein Weg der Persönlichkeitsentwicklung. Ist der Mensch (wieder) zu dem geworden, was er in seinem ureigenen Wesen ist, dann wird sich das auch in Form seines Uratems zeigen.
Es gibt einige unterschiedliche und auch ähnliche Modelle zu Entwicklungstrauma und zur Persönlichkeitsentwicklung. Ich beziehe mich in erster Linie auf das Modell, das ich in meiner körperpsychotherapeutischen Ausbildung in Hakomi® gelernt habe. Ich habe auch andere Modelle kennengelernt, aber fand in meiner langjährigen Praxis das Hakomi-Modell am sinnvollsten und besten anwendbar sowie für die Klientinnen bzw. Klienten am hilfreichsten.
Das Hakomi-Modell bezieht sich wiederum auf die Charaktertheorie von Alexander Lowen (Bioenergetik) und letztlich Wilhelm Reich. Diese Charaktertheorie ist Grundlage vieler körper(psycho)therapeutischen Methoden. Das Wort Charakter stammt aus dem Griechischen und heißt das Geprägte. Ich benutze heute lieber das Wort Persönlichkeit, aber verstehe darunter alle Aspekte der Persönlichkeit.
Ein Neugeborenes bringt individuelle, biologische Voraussetzungen mit auf die Welt und entwickelt im Laufe seiner Kindheit in Auseinandersetzung mit seiner Umwelt und vor allem primären Bezugspersonen seine Persönlichkeit. Je nach Erfahrungen bilden sich „Grundeinstellungen dem Leben und der Umwelt/Menschen gegenüber, die „Überzeugungen“ oder „Anschauungen“ genannt werden. Diese Anschauungen bestimmen die Stimmungen, Gefühle, Gedanken, Erinnerungen, Wahrnehmungen, Impulse und Körperstruktur und formen die Innenwelt, die innere Charakterstruktur. Daraus entstehen Charakterstrategien dem Leben gegenüber, die sich in Handlungen ausdrücken. Das Ganze bezeichnet man als Charakterorganisation“ (H. Weiß, Hakomi® Institute).
In den ersten sechs bis sieben Lebensjahren, durchläuft ein Kind fünf wesentliche Entwicklungsphasen, in denen es um die Erfüllung von fundamentalen Grundbedürfnissen durch die primären Bezugspersonen (bzw. die Umwelt) geht. Diese sind das Bedürfnis nach:
- Willkommen-Sein, Sicherheit und Kontakt
- Unterstützung und Erfüllung grundlegender Bedürfnisse
- Autonomie
- freier Willensäußerung und Selbstbestimmung
- geliebt zu werden (ohne dafür etwas tun/leisten zu müssen)
Wenn einzelne oder mehrere dieser Bedürfnisse nicht erfüllt werden und diese Erfahrungen lange andauern und/oder sich oft wiederholen, entstehen sogenannte Entwicklungstraumen. Da diese Verletzungen in Beziehungen entstehen, sind sie auch wieder durch neue, korrigierende Erfahrungen in Beziehungen heilbar.
Das unterscheidet Entwicklungstrauma von Schocktrauma. Schocktrauma entsteht durch lebensbedrohliche oder als solche erlebte Situationen. Sie verursachen hauptsächlich Übererregung im Nervensystem, die wohldosiert abgebaut, unvollständige Verteidigungsreaktionen, die komplettiert sowie Gefühle von Hilflosigkeit und Angst, die in Ermächtigung und Sicherheit gewandelt werden sollten.
Ich habe aber vielfach erlebt, dass auch Menschen, die Schocktrauma erlebt haben, Strategien dem Leben gegenüber entwickeln, die denen aus Entwicklungstrauma gleichen. D. h. die Hintergründe für bestimmte Lebensstrategien sind nicht immer einfach zu herauszufinden, aber sie sind für deren Aufarbeitung hilfreich.
Lebensstrategien sind immer der Versuch, auf Grundlage der individuellen Möglichkeiten mit dem Erlebten bestmöglich umzugehen – d. h. sie sind ein Ergebnis eines notwendigen Anpassungsprozesses. Sie sind deshalb immer für die Person in ihrer derzeitigen Lage wichtig und es ist hilfreich, wenn sie wertgeschätzt werden. Eine Stärke kann aber in einem anderen Kontext zur Schwäche werden, wenn sie die einzige Verhaltensmöglichkeit darstellt. Z. B. ist eine erhöhte sinnliche Wahrnehmungsfähigkeit in bestimmten Situationen sehr hilfreich. Wenn dieser Mensch aber ruhen und entspannen möchte, dann hindert sie ihn daran.
Deshalb geht es bei der Aufarbeitung von Entwicklungstrauma darum, neue Erfahrungen zu kreieren und damit den Handlungsspielraum zu erweitern. Ganzheitliches Atemerleben® ermöglicht mit seinen vielfältigen Übungs- und Erfahrungsangeboten, spielerisch und in einer bewertungsfreien Beziehung neue Möglichkeiten und ihre Auswirkungen zu erkunden.
In den ersten vier Modulen/Wochenenden werden bzw. wird jeweils:
- zwei der acht verschiedenen Persönlichkeitsstrukturen und Lebensstrategien ausführlich behandelt
1. Modul/Wochenende: Die kreativ, sensible und die sozial eingebundene Persönlichkeit
2. Modul/Wochenende: Die sozial unabhängige und die großartig, großzügige Persönlichkeit
3. Modul/Wochenende: Die charmant, flexible und die selbstbestimmte Persönlichkeit
4. Modul/Wochenende: Die selbstsicher, effiziente und die ausdrucksstarke Persönlichkeit - die jeweilige Entwicklungsphase unter idealen Bedingungen beschrieben und dabei die unmittelbaren Reaktionen auf allen Ebenen – körperlich, emotional, kognitiv – wahrgenommen und anschließend in der Großgruppe besprochen
- Situationen geschildert, in denen die Bedürfnisse dieser Entwicklungsphase von den primären Bezugspersonen bzw. der Umwelt nicht erfüllt werden (können)
- verkörpert nachgefühlt und in der Großgruppe gemeinsam besprochen, welche Persönlichkeitsstruktur – Stimmungen, Gefühle, Gedanken, Anschauungen, Erinnerungen, Wahrnehmungen, Impulse, Abwehr, Körperstruktur, Zustand/Reaktionen des ANS, Atemgeschehen usw. – und Lebensstrategien entstehen, wenn dies der Fall ist
- dabei hervorgehoben, welche Fähigkeiten, Stärken und Ressourcen auch trotz der Nichterfüllung der Bedürfnisse im Anpassungsprozess entstehen
- durch exemplarische Übungseinheiten, die an den Fähigkeiten, Stärken und Ressourcen der entsprechenden Persönlichkeit ansetzen, erfahrbar gemacht, wie durch Übungen aus dem ganzheitlichen Atemerleben® neue bzw. korrigierende Erfahrungen kreiert und Handlungsspielräume erweitert werden können und Persönlichkeitsentwicklung geschieht
- diese exemplarische Übungseinheiten, andere hilfreiche körperbezogene Maßnahmen oder Interventionen des Ganzheitlichen Atemerlebens® und sogenannte Sonden besprochen
- durch das Zusammenstellen von Übungen aus der eigenen Methode durch die Weiterbildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer in Kleingruppen das eigenständige Kreieren solcher Übungseinheiten und neuer bzw. korrigierender Erfahrungen geübt
- diese Übungseinheiten gemeinsam besprochen und evtl. Teile davon auch gemeinsam ausprobiert
- Möglichkeiten besprochen, bei welchen Persönlichkeiten mit diesem Zugang und welchen Interventionen auch mit Berührung gearbeitet werden kann
- …
5. Modul/Wochenende: Beziehungsdynamiken zwischen Persönlichkeiten
Termine
Die Wochenenden finden freitags von 15:00 – 19:00 Uhr, samstags von 9:00 – 12:00 und 15:00 – 18:00 Uhr und sonntags von 9:00 – 12:30 Uhr statt.
Voraussetzungen
Voraussetzungen für die Teilnahme an dieser Weiterbildung sind eine abgeschlossene Ausbildung in einem pädagogischen oder therapeutischen Beruf, in dem Sie sowohl Bewegung als auch Berührung mit Menschen anwenden und der Besuch eines Intros.
Gebühr
1595,– EUR, die in Teilen zu jeweils 319,– EUR vor den jeweiligen Wochenenden zu zahlen sind.
Ort
Veranstaltungssaal im Kinderhaus Plus, Hans-Durach-Straße 17, 82008 Unterhaching (südlich angrenzend an München).
Es ist ein 120 qm großer Veranstaltungsraum, der bei Bedarf auf 244 qm erweitert werden kann, im obersten Stockwerk, sehr ruhig gelegen und hell ist, viele Fenster hat, Blick ins Grüne bietet und eine natürliche Raumklimatisierung hat. Es gibt zwei separate Umkleideräume, mehrere Toiletten, eine komplett ausgestattete Teeküche usw.
Wir haben Stühle, Hocker in verschiedenen Sitzhöhen, Sitzkissen, Behandlungsliegen, Lagerungshilfen usw. vor Ort.
Bei Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Kinderhaus Plus 1,4 km, d. h. 18 Min zu Fuß von der S-Bahnstation Unterhaching oder 1,7 km, d. h. 21 Min. von der S-Bahnstation Taufkirchen entfernt.
Bei Anfahrt mit dem Auto ist das Kinderhaus Plus 1,2 km, d. h. 2 Min. von der Autobahnausfahrt Unterhaching Ost entfernt. Es hat eine große Anzahl kostenloser Parkplätze vor dem Haus.