Die Methode
GABE – Ganzheitliches Atemerleben zum Bewältigen von Entwicklungs- und Schocktrauma® ist das Ergebnis von 30 Jahren Erfahrung im Anwenden von drei Methoden – Ganzheitliches Atemerleben®, Somatic Experiencing® (SE) und HAKOMI®.
Die Basis ist Ganzheitliches Atemerleben®, das ich selbst aus meiner ursprünglich gelernten Atemlehre heraus entwickelt und in das ich ausgewählte Prinzipien und Arbeitsweisen aus den anderen beiden Methoden integriert habe.
1993 habe ich begonnen, Aus-, Weiter- und Fortbildungen bei mehreren renommierten, internationalen Expertinnen und Experten im Bereich Trauma zu absolvieren. Im Anschluss daran habe ich bis 2021 in vielen Aus-, Weiter- und Fortbildungen bei ihnen assistiert und mir dadurch ein breites Wissen auf diesem Gebiet angeeignet und viele Erfahrungen gesammelt (s. über mich). In der gesamten Zeit habe ich mich intensiv mit der Verbindung zwischen der Atem- und Traumaarbeit beschäftigt und Vieles erforscht.
Im Jahre 2001/2002 habe ich meine Anerkennungsarbeit als Schulleiter beim deutschen Verband AFA (heute BV-ATEM®) zu dem Thema Atemarbeit und Trauma geschrieben und meinen Vortrag zum Thema Grenzen gehalten. Seit 2014 biete ich Fortbildungen und seit 2022 längerdauernde Weiterbildungen in Atemtherapie bei – mittlerweile differenziert in – Schock- und Entwicklungstrauma an. So ist im Laufe der Zeit meine persönliche Arbeitsweise mit traumatisierten Menschen entstanden, die ich seit Frühjahr 2024 GABE – Ganzheitliches Atemerleben zum Bewältigen von Entwicklungs- und Schocktrauma® nenne. Seit August 2024 ist diese Methodenbezeichnung auch markenrechtlich europaweit geschützt.
GABE – Ganzheitliches Atemerleben zum Bewältigen von Entwicklungs- und Schocktrauma®
Immer mehr Menschen wünschen sich explizit einen körper- und erlebnisorientierten Zugang zum Bewältigen von Entwicklungs- und Schocktrauma. Sie haben oft schon Therapien verschiedenster Art bekommen, aber konnten damit ihre Probleme und/oder Symptome nicht lösen.
- der Atem selbst als ganzheitlich bewirkendes Element z. B. Veränderungen wie Atembewegung beeinflussend, Atemraum bildend, Atemrhythmus harmonisierend, autonomes Nervensystem regulierend, Wohlspannung fördernd, Energie wohldosiert ausbreitend, autonome Reaktionen ermöglichend, Stimmung verbessernd und positive Gefühle stimulierend, Gedanken beruhigend und positives Denken anregend, Kohärenz fördernd usw.
- das ganzheitliche Atemerleben als Bewusstsein stiftendes, Anwesenheit im Hier und Jetzt förderndes und damit stabilisierendes Element
- die Erfahrungen während des bewussten Atemerlebens wie z. B. bessere*n Erdung, Stabilität, Aufrichtung, Orientierung, Beweglichkeit, Rück-Halt, Grenzen, Ermächtigung, Selbstwirksamkeit, Sicherheit, innerer und äußere Verbundenheit usw. als Verhalten und Anschauungen korrigierendes Element
- Bei Entwicklungstrauma werden spezifische Übungs- und Berührungs-Angebote aus dem ganzheitlichen Atemerleben® angewendet, die zunächst an den Fähigkeiten, Stärken und Ressourcen der entsprechenden Persönlichkeit ansetzen. Der Mensch wird in seinem aktuellen Sein anerkannt und wertgeschätzt. Darauf aufbauend werden Übungen und Berührungen angeboten, die neue Erfahrungen ermöglichen, Anschauungen ändern und Handlungsspielräume erweitern – Persönlichkeitsentwicklung geschieht.
- Bei Schocktrauma werden spezifische Übungs- und Berührungs-Angebote aus dem ganzheitlichen Atemerleben® mit Interventionen wie Pendeln, Verlangsamen (Titrieren) usw. aus dem Somatic Experiencing® (SE) kombiniert. Übererregung wird abgebaut, Dissoziation aufgelöst, verhinderte und unvollendete Schutzreaktionen werden ermöglicht und komplettiert, Gefühle von Ausgeliefertsein, Hilflosigkeit und Angst in Ermächtigung, Selbstwirksamkeit, Sicherheit und Verbundenheit gewandelt und die Persönlichkeit wird gestärkt.
HAKOMI®
HAKOMI® ist eine körper- und erfahrungsorientierte Psychotherapiemethode, die in den 1970er Jahren von Ron Kurtz (1934–2011) entwickelt wurde. Sie kombiniert Psychotherapie und systemische Theorie mit östlicher Philosophie und körperzentrierten Techniken.
Das Hakomi-Modell bezieht sich zudem auf die Charaktertheorie von Alexander Lowen (Bioenergetik) und letztlich Wilhelm Reich. Diese Charaktertheorie ist Grundlage vieler körper(psycho)therapeutischen Methoden. Das Wort Charakter stammt aus dem Griechischen und heißt das Geprägte. Ein Neugeborenes bringt individuelle, biologische Voraussetzungen mit auf die Welt und entwickelt im Laufe seiner Kindheit in Auseinandersetzung mit seiner Umwelt und vor allem primären Bezugspersonen seine Persönlichkeit. Je nach Erfahrungen bilden sich „Grundeinstellungen dem Leben und der Umwelt/Menschen gegenüber, die „Überzeugungen“ oder „Anschauungen“ genannt werden. Diese Anschauungen bestimmen die Stimmungen, Gefühle, Gedanken, Erinnerungen, Wahrnehmungen, Impulse und Körperstruktur und formen die Innenwelt, die innere Charakterstruktur. Daraus entstehen Charakterstrategien dem Leben gegenüber, die sich in Handlungen ausdrücken. Das Ganze bezeichnet man als Charakterorganisation“ (H. Weiß, Hakomi® Institute).
In den ersten sechs bis sieben Lebensjahren, durchläuft ein Kind fünf wesentliche Entwicklungsphasen, in denen es um die Erfüllung von fundamentalen Grundbedürfnissen durch die primären Bezugspersonen (bzw. die Umwelt) geht. Diese sind das Bedürfnis nach:
- Willkommen-Sein, Sicherheit und Kontakt
- Unterstützung und Erfüllung grundlegender Bedürfnisse
- Autonomie
- freier Willensäußerung und Selbstbestimmung
- geliebt zu werden (ohne dafür etwas tun/leisten zu müssen)
Wenn einzelne oder mehrere dieser Bedürfnisse nicht erfüllt werden und diese Erfahrungen lange andauern und/oder sich oft wiederholen, entstehen sogenannte Entwicklungstraumen. Da diese Verletzungen in Beziehungen entstehen, sind sie auch wieder durch neue, korrigierende Erfahrungen in Beziehungen heilbar.
Ich habe aber vielfach erlebt, dass auch Menschen, die Schocktrauma erlebt haben, Strategien dem Leben gegenüber entwickeln, die denen aus Entwicklungstrauma gleichen. D. h. die Hintergründe für bestimmte Lebensstrategien sind nicht immer einfach zu herauszufinden, aber sie sind für deren Aufarbeitung hilfreich.
Lebensstrategien sind immer der Versuch, auf Grundlage der individuellen Möglichkeiten mit dem Erlebten bestmöglich umzugehen – d. h. sie sind ein Ergebnis eines notwendigen Anpassungsprozesses. Sie sind deshalb immer für die Person in ihrer derzeitigen Lage wichtig und es ist hilfreich, wenn sie wertgeschätzt werden. Eine Stärke kann aber in einem anderen Kontext zur Schwäche werden, wenn sie die einzige Verhaltensmöglichkeit darstellt. Z. B. ist eine erhöhte sinnliche Wahrnehmungsfähigkeit in bestimmten Situationen sehr hilfreich. Wenn dieser Mensch aber ruhen und entspannen möchte, dann hindert sie ihn daran.
Deshalb geht es bei der Aufarbeitung von Entwicklungstrauma darum, neue Erfahrungen zu kreieren und damit den Handlungsspielraum zu erweitern.
Somatic Experiencing® (SE)
SE wurde von dem Biophysiker und Psychologe Dr. Peter Levine in den 1970er Jahren in den USA entwickelt. Es ist eine körperorientierte Form der Traumatherapie mit dem Ziel, Übererregung wohldosiert abzubauen, Dissoziation aufzulösen, auftretende Aktivierungen des Autonomen Nervensystems zu regulieren, unvollendete Schutzreaktionen zu komplettieren und Ermächtigung, Selbstwirksamkeit, Sicherheit und Verbundenheit zu erleben.
Dr. Peter Levine hat durch langjährige Studien herausgefunden, dass die Abläufe, Reaktionen und Folgen bei Trauma universell und primär physiologischer Art sind. Bei einem überraschenden Ereignis laufen ganz bestimmte physiologische Reaktionen ab. Sie sind in der Tierwelt gleich wie bei uns Menschen. Sie werden von einem sehr alten Teil des Gehirns, dem sogenannten Reptiliengehirn (Stammhirn) gesteuert, verlaufen instinktiv, in Form von Reflexen und sichern das Überleben. Demnach ist nach Peter Levine: „ein Trauma keine Krankheit, sondern eine Störung des Regulationszyklus des Nervensystems in der Folge einer starken Bedrohung. (…) Die instinktiven, biologischen Überlebensmechanismen Kampf, Flucht und Totstellreflex/Immobilität (Freeze) werden zwar initiiert, kommen aber nicht zum Abschluss.“
Trauma entsteht somit nicht durch das Ereignis, sondern durch eine unvollständige, nicht abgeschlossene Reaktion des Nervensystems. Das heißt, das Nervensystem konnte in gegebener Situation nicht den vollen Reiz-Reaktions-Zyklus durchlaufen und wieder zur Ruhe und Entspannung kommen. Es verliert dadurch seine Flexibilität sowie ganze Bandbreite an Reaktionsmöglichkeiten und bleibt in Übererregung gefangen. Das Trauma ist somit im Nervensystem gebunden und führt unter gewissen Umständen entweder zu einer Akuten Belastungsreaktion (ICD 10 – F 43.0) oder zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) (ICD 10 – F 43.1).
Da Trauma und daraus resultierende PTBS primär durch die im Nervensystem komprimierte und gebundene Energie entstehen, die gleichzeitig gekoppelt ist mit Gefühlen von Angst, Schrecken, Wut und Hilflosigkeit, gilt es diese zu lösen, zu entladen und zu verarbeiten. „Der Prozess der Energieentladung kann nur erfolgreich sein, wenn er von den aus dem Reptiliengehirn entstammenden Impulsen initiiert und gespeist wird. Der Neokortex muss die aus dem instinktiven Teil des Gehirns stammende Information aufgreifen und weiterverarbeiten, statt sie zu kontrollieren und ihre Wirkung unterbinden zu wollen“ (Levine 1998, S. 107).
Entladung und Aufarbeitung des Traumas geschieht in dieser Methode durch das Aktivieren und Erlauben von autonomen Bewegungen wie Zittern und Schütteln zur Entladung des Nervensystems und durch Reaktivierung unterbrochener Reflexe. Dabei wird immer auf ausreichende Ressourcen für diesen Prozess geachtet. Es geht dabei um spezifische Ressourcen, die zur Bewältigung des jeweiligen traumatischen Ereignisses relevant sind. Diese werden verdeutlicht und durch das Ausbreiten auf verschiedene Erfahrungsebenen vertieft.
Nach dem Aufbau von Ressourcen wird zwischen ihnen und dem Trauma-Ereignis gependelt, so dass sich eine neue innere Erfahrung bilden und sich die im Nervensystem gebundene Energie abbauen kann. Sehr wichtig dabei ist ein achtsames, langsames und wohldosiertes Vorgehen, das im SE „Titrieren“ genannt wird. Durch das Dehnen der Zeit können unvollendete Reaktionen auftauchen und sich komplettieren und das Nervensystem wieder in die optimale Energiezone zurückfinden. Außerdem gilt es, da bei einem Trauma-Ereignis immer etwas zu viel, zu heftig und zu plötzlich passiert ist, dies beim Lösen des Traumas unbedingt zu vermeiden. Es würde sonst retraumatisieren. Somit ist die genaue Dosierung der Auseinandersetzung mit dem Trauma-Ereignis in dieser Arbeit sehr wichtig. Die Klient*innen werden in der Wahrnehmung und Steuerung der Reaktionen ihres Nervensystems geschult, so dass sie genau die Menge finden, womit sie sich sicher fühlen und die sie „verdauen“ können.
Ein wichtiges Element diesen Prozess zu steuern, vor allem, wenn er droht zu intensiv zu werden, ist die Rückkehr ins Hier und Jetzt und zum Orientieren im Außen. Menschen, die traumatisiert sind, finden am leichtesten ins Hier und Jetzt durch Sich-Orientieren im Raum. Orientieren ermöglicht ein Bezogen-Sein im Hier und Jetzt. Orientieren ist eine führende Kraft für Selbstregulation. Deshalb wird in SE das Orientieren im Außen und das Zurückkommen ins Hier und Jetzt auch als zentrale Intervention zum Stabilisieren genutzt. Es entsteht Offenheit, Interesse, Neugierde und Achtsamkeit. Im Außen und im Hier und Jetzt finden traumatisierte Menschen am ehesten Sicherheit.
Sicherheit ist eines der grundlegendsten Themen beim Lösen eines Traumas – Sicherheit ist der Schlüssel zur Veränderung.
Nach einem Trauma bleibt das Interesse meist nur an einem Ort, an dem gewissen Erlebnis und dessen Auswirkungen hängen. Deshalb ist in SE eine zentrale Frage: „was passiert als nächstes?“ Diese Frage bringt in Bewegung und verursacht Neugierde.
- wieder im Hier und Jetzt sein kann
- wieder im Körper sein und sich erinnern kann
- in Kontakt sein kann mit allen Erfahrungsebenen und der Umwelt
- nicht mehr Opfer ist
- volle Lebendigkeit spüren und leben kann