Weiterbildung Teil 2 – GABE® bei Schocktrauma Anmeldeschluss: 4. Juli 2026
für alle, die in ihrer Arbeit mit Menschen sowohl Bewegung als auch Berührung anwenden und die mehr Kompetenzen für die Arbeit mit dieser Thematik erwerben sowie den Atem als besondere Wirkkraft dabei nutzen wollen.
Inhalte
Schocktrauma entsteht durch ein extrem belastendes und/oder lebensbedrohliches Ereignis, das Furcht, Hilflosigkeit und Entsetzen auslöst. Dabei entstehen unmittelbare natürliche Stressreaktionen wie Steigerung von Blutdruck, Herzschlag und Atemfrequenz zur Mobilisierung aller Energiereserven. Können die mobilisierten Energien nicht verbraucht werden, bleiben sie im Nervensystem gespeichert und verursachen vielfältige physische sowie psychische Störungen.
Bei Menschen, die ein Schocktrauma nicht aufgearbeitet haben, zeigen sich vielfach z. B. Bereiche, die sich in einer Konstriktion befinden; Einschränkungen der Atmung bis hin zu Atemerkrankungen usw.; Kontrolle – auf geistiger und Gefühlsebene; Zurückhaltung, Abspaltung und Schwankungen von Gefühlen; fehlende Sicherheit, was sich häufig im Kontaktverhalten äußert usw.
Das Wecken von Empfindungen kann bei diesen Menschen direkt zu traumatischen Erfahrungen führen oder bewährte Übungen eine andere, nicht angenehme Wirkung hervorrufen. Deshalb sollten Pädagoginnen/Therapeutinnen und Pädagogen/Therapeuten, die mit Bewegung, Berührung, dem Atem und der Stimme arbeiten, mehr über das Thema Schocktrauma und über einen qualifizierten Umgang damit wissen.
In der Weiterbildung Teil 1 GABE® Basics wurden Interventionen vorgestellt und ihre Anwendung geübt, die eine sichere Begleitung von Menschen mit Schocktrauma in der eigenen Arbeitsweise ermöglichen. Auf dieser Grundlage aufbauend gehen wir in der Weiterbildung Teil 2 GABE® bei Schocktrauma einen Schritt weiter und tiefer in die Arbeit hinein, die den Menschen helfen kann, ihr Schocktrauma zu bewältigen.
Inhalte des 1. Moduls/Wochenendes: Ansprechen der Gelenke der Extremitäten
Beim Berühren rezeptiv gewahrsein, Energie ausbreiten bzw. entladen, unvollendete Reaktionen komplettieren, Kohärenz und Containment fördern, titrieren, pendeln und integrieren
In diesem Modul stehen wohldosiertes Ausbreiten bzw. Entladen von Energie und Komplettieren von unvollendeten Reaktionen durch Ansprechen der Gelenke der Extremitäten (der Peripherie) sowohl in der übungszentrierten Arbeit als auch in der Arbeit mit Berührung auf der Liege im Mittelpunkt. Wir werden dabei wichtige Erfahrungen wie Bewegungsfreiheit, Kohärenz und Containment unterstützen.
Die Gelenke werden in der Atemlehre Ganzheitliches Atemerleben® als wichtige Übergänge, Verbindungen und Schlüsselstellen für Durchlässigkeit gesehen. In der Arbeit mit traumatisierten Menschen ermöglicht die spezielle Ansprache der Gelenke, dass sich im Körperinneren gehaltene Energie ausbreiten bzw. entladen und Zugang zu unvollständigen Überlebensreaktionen und Selbstschutzversuchen entstehen kann.
Wir werden erkunden, welche Haltungen und Intentionen der Pädagoginnen/Therapeutinnen und Pädagogen/Therapeuten diesen sich selbstorganisierenden Prozess der Selbstregulation und Traumalösung unterstützen und üben, sie bewusst zu nutzen.
Ob unsere Intentionen und Interventionen passend sind, können wir an zunehmender Kooperation innerhalb eines Körpersystems wie z. B. dem Atem- oder des Muskelsystems und verschiedener Körpersysteme miteinander und somit an zunehmender Kohärenz erkennen. Wenn Kohärenz vorherrscht, dann ist der Atem langsam und tief, Atembewegung breitet sich in allen Körperbereichen aus, der Muskeltonus ist wohlgespannt, zwischen einzelnen Körperbereichen herrscht Resonanz, Atem- und Herzfrequenz sind aufeinander abgestimmt usw.
In der Regel entsteht dadurch zugleich auch mehr Containment, d. h. eine erhöhte Fähigkeit, hohe Energiezustände ohne einen Verlust an Stabilität halten zu können. Die gleiche Menge an Ladung oder Energie fühlt sich nach weniger Energie an, wie wenn sie nun in einem größeren Raum wäre.
Wir werden dabei immer Titrieren, d. h. den Prozess verlangsamen, die Zeit zum Geschehen-Lassen und Wahrnehmen ausdehnen und das traumatische Erlebnis in kleinen Dosierungen verarbeiten. Es geht darum, genau die Menge zu finden, mit der sich die Klient*innen sicher fühlen und die sie integrieren können. Dadurch wird zum einen Retraumatisierung verhindert und zum anderen kann der Organismus durch das Dehnen der Zeit unvollendete Reaktionen komplettieren und das Nervensystem wieder in die optimale Energiezone zurückfinden.
Um diese Prozesse gut begleiten und regulieren zu können, werden wir wieder das Pendeln – das Wechseln bzw. Hin- und Herbewegen zwischen Expansion/Ressource oder Neutralem und Kontraktion/traumatischer Erinnerung/Problem – praktizieren. Durch Pendeln kommt ein Prozess in Gang und Energie wird in Fluss und Bewegung gebracht. Deshalb werden wir auch hierbei üben, auf die Dosierung zu achten – nicht zu oft pendeln und nicht zu viel Energie auf einmal in Bewegung bringen.
Inhalte des 2. Moduls/Wochenendes: Arbeit mit Diaphragmen
Kohärenz und Containment erweitern inkl. titrieren, pendeln, integrieren und zusätzlich neu das Schalenmodell einbeziehen
In vielen Atemlehren wird in erster Linie mit dem Diaphragma abdominale (Zwerchfell) als Hauptatemuskulatur und dem Diaphragma pelvis (Beckenboden) gearbeitet. Dabei geht es sowohl um das Stärken dieser Strukturen für einen vitalen Atem als auch das Fördern der Elastizität, Flexibilität und letztlich Schwingungsfähigkeit für einen freien, flexiblen Atem.
Traumatisierte Menschen regulieren mit Hilfe der Diaphragmen ihre intensiven Gefühle sowie Erregungs- und Energiezustände. D. h., dass es bei traumatisierten Menschen teilweise einer anderen Ansprache der Diaphragmen bedarf, als klassisch in diesen Atemlehren. Zudem ist es sinnvoll, mit weiteren Diaphragmen wie z. B. dem zervikothorakalen Diaphragma zu arbeiten, wie dies in der Osteopathie oder in Somatic Experiencing (SE) geschieht.
In diesem Modul werden wir mit sieben Diaphragmen – zervikothorakalen Diaphragma, Zwerchfell, Beckenboden, Schädelbasis, Tentorium cerebelli, Schädeldach und Fußsohlen – arbeiten. Ziel ist, dass sowohl hohe körperliche Energiezustände und starke Gefühle ohne einen Verlust an Stabilität gehalten werden können als auch Energie sich wohldosiert ausbreiten bzw. entladen kann und unvollendete Reaktionen sich komplettieren können.
Inhalte des 3. Moduls/Wochenendes: Ressourcen und Grenzen
Verschiedene Formen von Ressourcen, neutraler Pol, Resilienz sowie Entwicklungsstadien und Formen von Grenzen und Grenzstile
In diesem Modul steht noch einmal ausführlicher das Fördern von Ressourcen und Resilienz im besonderen Zusammenhang mit der Arbeit an gesunden Grenzen in der übungszentrierten Arbeit im Mittelpunkt. Dabei werden wir bei Bedarf auch den neutralen Pol nutzen.
„Ressourcen sind Kraftquellen, die den Menschen unterstützen, sich auf die große Vielfalt der im Leben auftretenden Situationen und Anforderungen kontinuierlich einzustellen sowie angemessen und wirksam zu reagieren. Sie sind Grundlage für Wohlbefinden, Lebendigkeit und Kreativität. Sie helfen, Veränderungen anzugehen und Neues zu wagen“ (Faller 2019).
„Unter Resilienz wird die Stärke eines Menschen verstanden, widrige Lebensbedingungen ohne anhaltende psychische, körperliche oder soziale Beeinträchtigungen zu meistern“ (Mergenthaler 2012) und die Fähigkeit, sich an Veränderungen anzupassen und sich neu erfinden können.
Wir werden vielfältige Interventionen des Ganzheitlichen Atemerlebens® erforschen, die Ressourcen und Resilienz stärken, insbesondere jene, die zum einen für die Aufarbeitung der jeweiligen traumatischen Erfahrung und zum anderen auch für das Gestalten und Wahren gesunder Grenzen wesentlich bzw. hilfreich sind. Wir werden immer wieder in den Übungssequenzen darauf achten, die Resilienz der Klientinnen und Klienten aber auch bei uns als Pädagoginnen/Therapeutinnen und Pädagogen/Therapeuten zu erkennen und zu beachten.
Weil Ressourcen „positiv geladen“ sind, irgendwann an ihre Grenzen stoßen und dann „kippen“ können, kann es hilfreich sein zusätzlich zu Ressourcen mit einem „neutralen Pol“ zu arbeiten. Der neutrale Pol ist etwas, das weder positiv noch negativ „geladen“ ist und kann sowohl im Körper (ein Körperbereich) als auch außerhalb (z. B. ein Gegenstand) sein. Er beinhaltet meist größere Stabilität als Ressourcen, da er wertfrei und konfliktfrei ist und wird daher vielfach als sehr entlastend erlebt.
Bei Trauma passiert immer eine Verletzung von Grenzen mit spezifischen Folgen. Dabei spielen die verschiedenen Arten und Funktionen von Grenzen eine wichtige Rolle und es entstehen als Folge unterschiedliche Grenzstile.
Wir werden vielfältige Interventionen des Ganzheitlichen Atemerlebens® erforschen, die gesunde Grenzen stärken und Klientinnen und Klienten ermutigen, je nach Situation selbstbestimmt und klar „Ja“ oder „Nein“ zu sagen und differenziert ihre Anliegen, Bedürfnisse und Wünsche zu äußern. Dadurch entstehen Sicherheit und erfüllter Kontakt.
Struktur
Zeitlicher Rahmen
Lernmethoden
- Vorträge, Powerpoint- und Videopräsentationen
- Wahrnehmungs-, Achtsamkeits- und Bewegungsübungen sowie nonverbales und verbales Erforschen eigener Erfahrungen
- Praktische Demonstrationen im Gruppensetting und im Einzelsetting auf dem Hocker und der Liege
- Strukturierte Übungseinheiten in Kleingruppen oder zu zweit
- Selbststudium anhand von Skripten, Video- und Audioaufnahmen von Theorie- und/oder Praxiseinheiten, YouTube-Videos, empfohlener Literatur und Intervision mit Übungssitzungen
Skripten sowie Video- und Audioaufnahmen
Zur Vor- und Nachbereitung der Wochenenden werden zu den jeweiligen Inhalten Skripten in PDF-Form zugesandt und nach den Wochenenden Video- und/oder Audioaufnahmen von Theorie-, Praxiseinheiten und Demonstrationen von Anwendungen in der GABE®-Bibliothek zur Verfügung gestellt.
Weiterbildungsbestätigung
Nach Absolvierung aller drei Module/Wochenenden wird eine Weiterbildungsbestätigung ausgehändigt, die berechtigt, diese Arbeitsweise mit Klientinnen und Klienten anzuwenden.
Zertifizierung
Termine
3. Modul/Wochenende: 09. – 11. April 2027
Das erste Wochenende beginnt am Freitag um 14:30 Uhr. Ansonsten finden die Wochenenden freitags von 15:00 – 19:00 Uhr, samstags von 9:00 – 12:00 und 15:00 – 18:00 Uhr und sonntags von 9:00 – 13:00 Uhr statt.
Anmeldeschluss ist am 4. Juli 2026.
Gebühr
945,– EUR, die in Teilen zu jeweils 315,– EUR vor den jeweiligen Wochenenden zu zahlen sind.
Assistentin(nen)
Je nach Gruppengröße werden eine Assistentin oder zwei Assistentinnen die Gruppe unterstützen. Entweder haben sie bei mir die Weiterbildung GABE® und/oder eine Somatic Experiencing® Ausbildung absolviert. Vor allem während den Weiterbildungsblöcken übernehmen sie organisatorische Aufgaben, stehen bei Fragen als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung, unterstützen die Weiterbildungsteilnehmer*innen in der Kleingruppenarbeit und bieten bei Bedarf Einzelstunden an.
Die Assistentin(nen) für die kommende Weiterbildung GABE® bei Schocktrauma wird/werden rechtzeitig hier bekanntgegeben.

In der derzeit laufenden, zweiten Weiterbildung GABE® bei Schocktrauma 2024 – 2025 assistiert Barbara Schlagenhauf. Sie ist akademische Atempädagogin (fh gesundheit Tirol), integrativ ausgebildete psychosoziale und berufliche Coachin (Hephaistos, DBVC-zertifiziert) und hat an der ersten Weiterbildung in GABE® bei Schocktrauma teilgenommen.
Teilnehmer*innenzahl
Voraussetzungen
- eine abgeschlossene Ausbildung in einem pädagogischen oder therapeutischen Beruf, in dem Sie sowohl Bewegung als auch Berührung mit Menschen anwenden
- die abgeschlossene Weiterbildung Teil 1 – GABE® Basics oder Nachweise, dass solide Kenntnisse über Schocktrauma vorliegen z. B. durch eine absolvierte Weiterbildung in Somatic Experiencing® oder ähnlicher Methode sowie durch den Erwerb der Audios und Videos vom Modul 1 der Weiterbildung GABE® Basics (10 Audios und 3 Videos zum Gesamtpreis von 95,– EUR) und Kenntnis deren Inhalte. Damit soll sichergestellt werden, dass die Grundlagen und die verbale Begleitung vertraut sind und angewendet werden können.